Ex-Stasimann lässt wikipedia.de sperren

Dass die Linke/PDS Probleme mit der Wikipedia hat, ist nachvollziehbar. Als einstige SED hat sie bereits bis zur Wende in der DDR 1989 gegen jede Art von freier Öffentlichkeit gekämpft und verhindert, dass eine andere Sicht außer der eigenen publiziert wird. Schon vor einem Jahr hatte die Funktionärin , weil sie der Wikipedia vorwarf, faschistische Propaganda „als lexikalisch wertvolles Wissen“ zu verbreiten. Das kennt man ja noch aus DDR-Zeiten: Alles was nicht auf Linie war, wurde gleich als neofaschistisch bezeichnet.
Auch der Bundestagsabgeordnete Lutz Heilmann gehört dieser Partei an. Schon in den 80ern arbeitete er für die Staatssicherheit, man darf also davon ausgehen, dass er weiß was er macht, wenn er gegen ein Medium wie Wikipedia vorgeht.
Und dies tut er: Am vergangenen Freitag hat er gegen den Verein Wikimedia eine Einstweilige Verfügung erwirkt, wonach der Betrieb des Portals wikipedia.de eingestellt werden muss. In dem Streit geht es offenbar um in der Wikipedia zitierte Berichte, wonach die Immunität des Abgeordneten im Oktober aufgehoben worden sei, weil er einen Bekannten per SMS bedroht haben soll. Mal abgesehen davon, dass er bei einem tatsächlichen falschen Eintrag die Möglichkeit gehabt hätte, dies innerhalb der Wikipedia richtigzustellen, richtet sich die Verfügung gar nicht gegen das Lexikon selber. Tatsächlich wird gegen wikipedia.de vorgegangen, dabei ist dies nur ein Portal, das u.a. auf Wikipedia-Artikel verweist. Da Heilmann gegen das eigentliche Lexikon nicht so leicht vorgehen kann, hält er sich offenbar an den deutschen Verein, obwohl dieser überhaupt nicht für die Wikipedia-Einträge verantwortlich ist.
In einem Interview mit dem Nachrichtendienst Heise beklagte Heilmann, dass in dem Artikel Tatsachenbehauptungen standen, die seinen Ruf hätten schädigen können. Deshalb habe er auch gegen drei Wikipedia-Autoren Strafanträge gestellt. Leider wird aus der Aussage nicht deutlich, worin denn der gute Ruf des Herrn besteht, der angeblich beschädigt wurde. Jemand der jahrelang für den DDR-Geheimdienst gearbeitet hat, sollte sich in diesem Punkt lieber zurückhalten. Die Zeit der Pressezensur durch „die Partei“ ist nämlich vorbei.

[Update am 17.11.2008]
Die Fraktion der Linken hat sich nun vom Vorgehen Heilmanns distanziert. Seit heute Mittag ist wikipedia.de wieder in der ursprünglichen Form online.

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