Geisterräder

Seit Februar stehen sie an mehreren Stellen der Stadt: Fahrräder, komplett weiß gestrichen, auch die Reifen, Sattel und Speichen. Es sind sogenannte Geisterräder, die an elf Kreuzungen angekettet sind. Sie erinnern an die im Jahr 2008 im Straßenverkehr ums Leben gekommenen Radfahrer. An jedem dieser Räder ist ein Schild befestigt mit den Daten des Unfalls sowie Namen und Alter des Getöteten.
Zwar wurde die Aktion in Berlin von Fahrradclub ADFC organisiert, ausgedacht hat man sie sich jedoch 2003 in den USA. Mittlerweile gibt es diese kleinen Mahnmale in etwa 30 Städten in Österreich, Tschechien, Ungarn, Kanada, vor allem aber in den USA.
Dass es in Berlin immer wieder zu Unfällen mit Radfahrern kommt, liegt jedoch nicht nur an rücksichtslosen Autofahrern, wie es der ADFC immer wieder weiszumachen versucht. Natürlich gibt es auch die und viele Unfälle gehen auf solche Leute zurück. Laut Angaben der Polizei waren jedoch in 57,8 Prozent der Radfahrunfälle die Radler selbst Verursacher oder Mitverursacher. Fahren unter Alkoholeinfluss und Rotlichtverstöße machen einen Großteil der Unfallursachen aus. Auch die 66-jährige Radlerin, der an der Straße des 17. Juni gedacht wird, wollte die 8-spurige Straße bei Rot überqueren.
Gerade wenn man wie ich viel nachts unterwegs ist, fällt auf: Höchstens die Hälfte der Fahrradfahrer fährt mit Licht, und nur eine Minderheit wartet bei Rot tatsächlich an der Kreuzung. Dadurch gibt es immer wieder Situationen, in denen die Radfahrer von einem Crash bedroht sind. Aber viele von ihnen gefährden auch andere Verkehrsteilnehmer, die ihnen ausweichen müssen, wenn sie plötzlich auf die Straße geschossen kommen. Mehr als einmal musste ich eine Vollbremsung machen oder das Lenkrad zur Seite reißen, weil ein Radfahrer unbeleuchtet vor das Auto fuhr. Dass sich dabei auch meine Fahrgäste verletzen können, ist ihnen egal. Manchmal zeigen Radler einem auch noch den Mittelfinger, offenbar als Zeichen, dass sie nicht an einem geregelten Miteinander auf der Straße interessiert sind.

Wenn ich nun an den „Geisterrädern“ vorbeikomme, denke ich daran, wieviel von denen ihr Leben wohl ignorant  aufs Spiel gesetzt und verloren haben. Natürlich ist jeder Unfalltote einer zuviel, aber sie haben es ja selber in der Hand. Ich fahre privat viel Fahrrad, aber nachts ohne Licht und ohne auf den Autoverkehr zu achten, das würde mir nie einfallen. Dafür ist mir mein Leben zu kostbar. Wenn ich dann die Anti-Autofahrerhetze des ADFC lese, dann braucht man sich nicht zu wundern, dass manche Radfahrer meinen, sie seien mit ihrem rüpelhaften Verhalten im Recht. Damit ist gesichert, dass auch in den nächsten Jahren weitere Geisterräder dazukommen.

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3 Kommentare

  1. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass viele Radfahrer durch ihr leichtsinniges Verhalten selbst Schuld an einigen Unfällen sind. Gott weiß, nicht alle, aber doch viele. Sie fahren ohne Helm, ohne Licht, ohne Beachtung der STVO und ohne Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer. Kein Wunder, dass Autofahrer sich so über sie aufregen. Und auch als Füßgänger ist man nicht vor diesen Raudi-Radfahrern sicher. Die schießen ja aus dem Nichts über eine rote Ampel und kurven dich fast um. Am besten ist dann immernoch, wenn die sich aufregen, man selbst als Fußgänger könnte doch gefälligt besser aufpassen. Auch nett ist, wenn man als Fußgänger von einem Radfahrer, der es als selbstverständlich sieht, dass der Bürgersteig ihm ganz allein gehört, von eben diesem wegggeklingelt wird. Das macht es den wenigen, wirklich vorbildlichen Radfahrern natürlich schwierig, sich gegen die Autofahrer zu behaupten, die völlig zurecht total abgenervt von ihnen sind.

  2. Ich finde das eine Gute Sache, mit den Geisterrädern. Ich hoffe, dass diese Geisterräder die Fahrradfahrer dazu bringen, vorsichtiger zu sein, und die Autofahrer dazu, dass sie aufmerksamer sind.

    Meistens bin ich mit dem Auto in Berlin unterwegs. Dabei fällt mir immer wieder auf, dass viele Fahrradfahrer absolut rücksichtslos fahren. Sie rechnen immer damit, dass ich sie aus meinem unübersichtlichen Golf IV heraus, sehen kann. Und dann fahren sie meist ohne Licht und am besten noch mit schwarzen klamotten durch die Gegend. Aber wehe, wenn ich sie dann übersehe. Dann kann ich mir immer gleich nen paar Sprüche anhören. Es ist ein Wunder, dass ich noch keinen von denen umgenietet habe. Aber es war schon oft sehr knapp…

    Also ich habe da eine Theorie:
    Alle Fahrradfahrer, die verrückt fahren, haben entweder keinen Führerschein (Somit wissen sie schlicht und ergreifend nicht, wie der Straßenverkehr funktioniert.) oder sie fahren genauso krank Auto wie sie Fahrrad fahren.

    Ich fahre auch oft mit dem Fahrrad durch Berlin und somit lerne ich beide Seiten kennen. Es gibt schon viele Autofahrer, die überhaupt keine Rücksicht nehmen aber es gibt mindestens genau so viele Fahrradfahrer, die wie die Säue fahren.
    Zusammenfassend kann man sagen: beide machen Fehler. Fahrrad- sowie Autofahrer. Aber die Fahrradfahrer vergessen immer, dass sie selbst nicht aus Aluminium und Stahl bestehen.

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