Sie hätten darauf bestehen müssen!

Es nervt, wenn manche Taxi-Fahrgäste meinen, alles besser wissen zu müssen. Dabei habe ich nichts gegen Kritik an meiner gewählten Fahrstrecke, aber sie muss schon begründet sein. In manchen Gegenden kenne ich mich auch nicht so gut aus, dann bin ich froh, wenn mir ein Fahrgast eine bessere Strecke vorschlägt.
Leider gehörte der männliche Part des offensichtlich bayerischen Pärchens nicht zu den konstruktiven Helfern, sondern zu den Besserwissern – ohne es wirklich besser zu wissen.
Vom KaDeWe wollten sie zum Hamburger Bahnhof, eigentlich eine leichte Strecke. Wäre da nicht der Wasserrohrbruch in der Invalidenstraße vom Wochenende. Und die Starrsinnigkeit meiner Fahrgäste.
Während wir über den Spreeweg fuhren, erzählte ich ihnen von der Sperrung der Invalidenstraße und dass wir stattdessen eine etwas längere Strecke fahren würden, durch die Lüneburger Straße.
„Nein, das tun wir nicht“, sagte mein Fahrgast. „Wir fahren die normale Strecke, ohne Umwege.“
„Ich sagte Ihnen doch gerade, dass die Straße gesperrt ist, da kommen wir nicht durch.“
„Das werden wir ja sehen. Notfalls fahren wir eine andere Straße, aber keinen Umweg. Diese Ausreden kenne ich schon, die habt Ihr ständig drauf, um Eure Fahrgäste zu betrügen!“
Ich dachte, ich höre nicht richtig. Am MotelOne fuhr ich rechts ran und nannte den Fahrpreis. Auf solche Beleidigungen hatte ich keine Lust und auch nicht auf eine verbale Auseinandersetzung. Natürlich gefiel das dem Kerl nicht, er wollte nicht zahlen und auch nicht aussteigen.
„Gut, dann rufe ich die Polizei und Sie bekommen eine Anzeige wegen Nötigung und Erschleichung von Dienstleistungen.“

Nun mischte sich zum ersten Mal die Frau ein, die vom Verhalten ihres Mannes sehr genervt war: „Fahren Sie doch einfach weiter und hören Sie nicht auf ihn, er hat heute einen schlechten Tag.“
„Dafür kann ich aber nichts,“ antwortete ich, „dann soll er es gefälligst nicht an mir auslassen.“
„Da haben Sie allerdings recht“, antwortete sie.

Die Fronten waren geklärt und da ich mittlerweile an der ursprünglich geplanten Straße vorbei war, musste ich mich nun in den Stau einreihen. Die 600 Meter kosteten uns etwa 20 Minuten, gegenüber sonst zwei bis drei.
Nachdem wir uns dort durchgequält hatten und auch durch die schmalen Wege am Hauptbahnhof, fing der Mann wieder mit seiner Nörgelei an. Seine Frau erinnerte ihn daran, dass ER es war, der unbedingt diese Strecke fahren wollte und dass ich als Taxifahrer ihnen einen besseren Weg vorgeschlagen habe.

Seine Antwort verschlug mir echt die Sprache: „Dann hätte er eben darauf bestehen sollen!“
Es gibt Leute, die glauben immer Recht zu haben. Und wenn nicht, dann sind eben die anderen daran schuld.

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1 Kommentar

  1. Hahaha. Ja,ich hab schon das Chaos rund um den Knast gesehen…Alle völlig genervt. Da brauchst Du gute Nerven. Ich finde Du hast gut reagiert und Dich durchgesetzt. Und zum Glück eine vernünftige Ehefrau an seiner Seite gehabt, welche Dir beigestanden hat. Nicht auszudenken wenn sie genau so drauf gewesen wäre wie ihr Mann… Etwas später war die Lüneburger auch total zu. Ist die nicht immer besser zu fahren? Let´s BIKE!

    …und ALDI ist jetzt auch immer schön leer :-))

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