Heteros im Gay-Kino

Ja, auch ich besuche ab und zu mal ein Pornokino. Mein kleines schwules „Stammkino“ liegt in einer Wilmersdorfer Seitenstraße, nahe dem Kudamm, es ist nicht sehr groß, der Begriff „familiär“ ist aber vielleicht für ein solches Kino etwas unpassend.
Samstag kommt man zum halben Preis rein, in den beiden halboffenen 12-sitzigen Kinos läuft je einen Film mit harten Gays (Typ „YMCA“) und smarten Twens.

Die Besucher sind meist älter als 30-40 Jahre, fast immer sind sie allein hier, selten unterhalten sich welche.
Es sind aber nicht die beiden Kinos, weswegen die meisten herkommen, die Filme sind das Feigenblatt, sie sollen anturnen. Danach gehen die erregten Herren in den hinteren Teil, wo das dunkle Cruising-Area wartet: Schwarze Wände, ein kleines Labyrinth verbindet drei dunkle Kabinen, Glory Holes in den Wänden, von überall hat man einen guten Blick auf die Fernseher an der Decke und hört das Stöhnen aus den Lautsprechern. Die Männer stehen meist teilnahmslos herum, als warteten sie auf den Bus. Obwohl doch alle nur das Eine wollen, tun sie so unbeteiligt. Nur wenige zeigen ihr Verlangen, indem sie offensiv auf andere zugehen, ihnen in die Augen sehen, wie zufällig mit ihrer Hand an seiner Hose entlang streifen. Wenn sie dann in einem der kleinen Darkrooms verschwinden und das Objekt ihrer Begierde folgt, hört man kurz darauf die Stimmen und das Stöhnen aus dem Dunkel. Hier findet man nur den anonymen Sex, schon nach dem Namen zu fragen gilt als unerwünscht. Ein kurzes „tschüss“ ist alles, wenn denn beide ihre Erfüllung gefunden haben.

Vor Kurzem habe ich zwei heterosexuellen Freunden davon erzählt und sie zu einem Besuch eingeladen. Sie fanden es spannend und willigten ein, wahrscheinlich haben sie nicht geglaubt, dass ich es ernst meine. Mit Mitte zwanzig haben sie zwar schon einige sexuelle Erfahrungen, aber in einem Gaykino waren sie bisher noch nicht. Also ging es Samstag los. Draußen wurde noch schnell eine „Zigarette davor“ geraucht, um die Nervosität zu überspielen.
Nachdem sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnten wir die ersten Männer erkennen. Sie schauten sehr interessiert zu meinen Freunden, erhofften sich wohl eine Portion „Frischfleisch“. In sicherer Gruppenformation zeigte ich ihnen den düsteren Cruisingbereich. Sie fühlten sich offenbar nicht so unwohl, wie ich es vorher befürchtet hatte: „Schade, dass es so was nicht für Heteros gibt“. Meine Antwort, dass hier ja auch heterosexuelle Männer Sex miteinander haben könnten, überzeugte sie leider nicht. Die nächste Viertelstunde verbrachten wir auf dem Gang, von dem man die Filme in den beiden Kinos sehen kann. Dauernd schlichen andere Besucher um uns herum, aber niemand von uns biss an. Ein bisschen überrascht war ich, wie lange sich meine beiden Freunde die Schwulenpornos anschauten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die beiden hier nicht mal wiedersehen würde.

Nachtrag: Das Kino ist mittlerweile dauerhaft geschlossen.

Ähnliche Artikel:
Sex in the City
Als Junge im Gaykino

print

12 Kommentare

  1. Aber es gibt doch Schöneres als diese Höhle. Bi u schwul sein hat doch such ein bisserl was mit Geschmack zu tun. Siehe evt Garage

  2. Kann das Kino erotica direkt in mitte am alex empfehlen.

    Es ist in einem sexhshop in der rosa luxemburgstr. Es gibt dort nur 10 plaetze,also intim. Man kann in ruhe ***, zuschauen, sich zuschauen lassen und ***. wmanchmal geht auch mehr! Und es laufen heterofilme!

  3. Tja, sowas Sauberes findet man in ganz Berlin nicht. Toll. Wenn die Raucher nicht auch dort wären. Und da rächt es sich das es nur klein ist. Sonst geht alles, ungestört. Aber zuviele Ältere wie auch ich ohne ordentlichen *** ;-)

Kommentare sind deaktiviert.