Neu: Fernbahnhöfe, Hauptbahnhof

Nach zehn Jahren Planungs- und Bauzeit wird Ende Mai der neue Hauptbahnhof Berlins offiziell eröffnet. Am 26. Mai gibt es eine festliche Einweihung, zu der die Berliner eingeladen sind, geplant ist u.a. eine riesige Lichtshow. Damit will die Bahn AG vielleicht darüber hinweg trösten, dass sie den traditionellen Namen „Lehrter Bahnhof“ liquidiert und durch „Hauptbahnhof“ ersetzt hat. Dabei hatte sie selbst eine Umfrage durchgeführt, die ergab, dass die meisten Berliner den alten Namen erhalten wollen.

Der Hauptbahnhof ist jedoch nur ein Teil des neuen Konzepts der Bahn, nach dem der gesamte Fernbahnverkehr in Berlin neu strukturiert wurde. Am 27. Mai gehen neue Strecken in Betrieb, die meisten bisherigen Fernbahnhöfe verlieren ihre Bedeutung, dafür bekommen andere eine zentrale Funktion. Neben dem einstigen Lehrter Bahnhof wird es zwei weitere Fernbahnhöfe geben: Gesundbrunnen und Südkreuz. Der Bahnhof Südkreuz war bisher nur der S-Bahnhof Papestraße, künftig soll er die Südbezirke ans Bahnnetz anschließen. Die Bahn AG wollte auch den Bahnhof Gesundbrunnen umbenennen (in „Nordkreuz“), was aber von Senat verhindert wurde.
Starke Proteste hat die Degradierung des Bahnhof Zoo zur reinen Regionalstation hervorgebracht. Vor allem die Alt-West-Berliner verlieren damit einen zentralen Fernbahnhof und argumentieren mit merkwürdigen Begründungen („Verödung der West-City“). Tatsächlich steckt hinter den Protesten Bequemlichkeit und Sentimentalität. Dabei war der Bahnhof Zoo gar nicht als Hauptbahnhof konzipiert, was man jedesmal merkt, wenn ein ICE ankommt oder losfährt: Die Bahnsteige sind übervoll, auf dem Vorplatz drängen sich die Menschen.
Auch der Ostbahnhof verliert in wenigen Tagen seine zentrale Bedeutung als faktischer Hauptbahnhof Ost. Wie auch am Zoo werden hier künftig keine ICE-Züge mehr halten. Neben der Auf- oder Abwertung der verschiedenen Bahnhöfe geht Ende Mai auch ein komplett neuer Bahnhof in Betrieb: Unter dem Potsdamer Platz entstand in den vergangenen Jahren ebenfalls ein Fernbahnhof, doch nicht alle Züge werden hier halten. Er wird ein Fernbahnhof 2. Klasse sein, ähnlich wie Spandau, Wannsee oder Schönefeld.
Insgesamt stehen mit dem Fahrplanwechsel also zahlreiche Änderungen an, die Reisenden aus und nach Berlin werden sich neu orientieren müssen. Manche, die noch am Bahnhof Zoo Berlin erreicht haben, werden die Stadt über den neuen Hauptbahnhof verlassen. Da dieser noch keinen U-Bahn-Anschluss hat, fährt die BVG ihn verstärkt mit Bussen an. Auch die geplante Straßenbahn aus dem Prenzlauer Berg wird es in den nächsten Jahren nicht geben. Damit ist er wahrscheinlich der am schlechtesten angebundene Hauptbahnhof einer deutschen Großstadt. Was das Thema Fehlplanungen betrifft können sich die Bahn AG und der Berliner Senat also durchaus Konkurrenz machen.

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3 Kommentare

  1. ich weiß, der artikel ist alt.
    aber gab es kurz vor der eröffnung der neuen bahnhöfe wirklich noch den plan, auch am ostbahnhof keine „icc“ (ich vermute, ice sind gemeint)-züge halten zu lassen, und am potsdamer platz einen teilweisen fernbahnhof einzurichten? klingt mir sehr fremd.

    großes lob für den absatz:
    „Vor allem die Alt-West-Berliner verlieren damit einen zentralen Fernbahnhof und argumentieren mit merkwürdigen Begründungen (»Verödung der West-City«). Tatsächlich steckt hinter den Protesten Bequemlichkeit und Sentimentalität. Dabei war der Bahnhof Zoo gar nicht als Hauptbahnhof konzipiert, was man jedesmal merkt, wenn ein ICC ankommt oder losfährt: Die Bahnsteige sind übervoll, auf dem Vorplatz drängen sich die Menschen.“
    endlich mal einer, der sagt wie es ist! es hat überdies dem bahnhof zoo sehr gut getan, endlich entlastet worden zu sein :-)

    zum stichwort bequemlichkeit kann ich nur sagen, die anbindung des hbf reicht aus. ganz ohne umsteigen wird es nie gehen. wer braucht denn da ne überteure straßenbahn, wenn doch der bus dieselbe strecke fährt? südkreuz hat auch keine u-bahn und keine straßenbahn. aber den ring, und an den ist der hbf via s21 (hoffentlich) auch bald angeschlossen.

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