Senat filmt Berlin

Google hat es vorgemacht, nun will der Senat nachziehen: Im kommenden Jahr sollen die Straßen der Stadt abgefilmt werden. Anders als bei Google ist die Verwaltung aber nicht an den Fassaden interessiert, sondern am Zustand der Straßen: Wie breit sind die Radwege, wie tief die Schlaglöcher, wie marode die Brücken? Das alles soll angeblich nur 1,8 Millionen kosten, was bei rund 10.000 Straßen jeweils gerade mal 180 Euro bedeuten würde.
Es ist zu bezweifeln, dass dieses Geld reicht, denn die erfassten Daten werden ja auch ausgewertet. Zuvor müssen sie überarbeitet werden, Autokennzeichen sowie Gesichter von Passanten sollen unkenntlich gemacht werden.
Wie aber Breite und Zustand von Radwegen ermittelt werden sollen, die oft noch auf den Bürgersteigen verlaufen, ist unklar. Ebenfalls unklar ist der Sinn der Aktion. Immerhin gibt es in allen Bezirken ein Ordnungsamt, deren Angestellte zu Fuß und in PKWs unterwegs sind und den Straßenzustand notieren könnten. Außerdem wird der Ausbau von Radwegen oder die Reparatur von Straßen immer wieder aufgeschoben, weil dafür kein Geld bereit gestellt wird und nicht, weil Informationen fehlen. Erst vor einigen Monaten hat der Senat eine Online-Kampagne gestartet, bei der man gefährliche Orte für Radfahrer eintragen konnte. Geändert hat sich dadurch gar nichts.
Es ist kaum sinnvoll, Millionen in die Erfassung zu stecken, anstatt in die Behebung der Probleme. Und diese sind in der Regel bekannt – teilweise seit vielen Jahren.

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1 Kommentar

  1. Vielleicht steckt Vetternwirtschaft dahinter. Kaufst du mein Produkt, kauf ich dir dein Produkt. Oder bleibe in Berlin mit meinem Unternehmen.

    Oder die Angestellten der Stadt bekommen alle Filmkameras in die Hand gedrückt.

    Wenn man dann irgendwann das Kleingedruckte entdeckt, könnte es sein, dass man nur die „großen wichtigen Verkehrsadern“ der Stadt gemeint hat. Also vielleicht das Stück vor dem Bundestag. Oder der amerikanischen Botschaft.

    ;)

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