Die Entlastungsstraße

Schon ab 1952 gab es im innerstädtischen Grenzgebiet Probleme mit dem Ost-West-Verkehr. Erst recht aber mit dem Mauerbau: Straßen und Plätze waren durch die Grenze unterbrochen, die berühmtesten waren sicher der Pariser und der Potsdamer Platz. Ehemalige Verkehrsknotenpunkte waren zerschnitten.
EntlasungsstraßeNördlich des Potsdamer Platzes lag die Ebertstraße direkt auf dem Grenzstreifen. Früher war sie eine Verbindung von Kreuzberg nach Moabit, seit 1961 aber stand auf beiden Seiten die Mauer. Da nun der Tiergarten direkt an der Mauer begann, war für West-Berliner Autos ein Umweg von fast zwei Kilometern bis zur Hofjägerallee und Großem Stern nötig. Deshalb beschloss der Senat, dass auf der Strecke der ehemaligen Siegesallee eine neue Straße quer durch den Tiergarten gebaut wird. Innerhalb von nur 44 Tagen entstand die sogenannte Entlastungsstraße: Als Verlängerung der Potsdamer Straße führte sie ab Kemperplatz (wo heute der Tiergartentunnel beginnt) durch den Park, überquerte die Straße des 17. Juni und dann entlang der heutigen Yitzhak-Rabin-Straße. Dort wo heute das Bundeskanzleramt steht, bog sie nach links zur Moltkebrücke.
Die 1,2 Kilometer lange Straße erhielt keinen eigenen Namen, sie sollte als Provisorium erkennbar bleiben. Deshalb hieß sie vier Jahrzehnte lang nur Entlastungsstraße. Nach Fertigstellung des Tiergartentunnels wurde sie gesperrt und abgerissen. Wer aber ganz genau hin schaut, kann im östlichen Tiergarten noch heute ihren einstigen Verlauf erkennen.

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