Es geht auch anders

In den vergangenen Monaten haben die Angriffe auf Flüchtlinge in Deutschland massiv zugenommen. Mehr als 200 Anschläge mit Brandflaschen, Steinen oder Messern zeigen, dass sich die Rassisten mittlerweile auf der sicheren Seite fühlen. Kein Wunder, wenn wie in Dresden zeitweise mehrere tausend Menschen gegen das garantierte Grundrecht auf Asyl hetzen und Flüchtlinge genauso betrachten wie es schon vor 80 Jahren die Nazis mit den Juden taten. Organisierte Neonazis ermutigen den Pöbel, seinem intelligenzbefreiten Rassismus auf der Straße oder mit Steinen in der Hand Ausdruck zu verleihen. Und alle behaupten sie, keine Nazis zu sein – obwohl sie genauso Scheiße sind, wie diese.

Aber es geht auch anders, wie ermutigende Aktionen von Bürgern zeigen. Im sächsischen Freital stellen sich seit Wochen Bürger demonstrativ auf die Seite der Flüchtlinge, die dort massiv von Neonazis bedroht und angegriffen wurden. Jugendliche, Angestellte und Rentner lassen sich aber nicht davon abhalten, diejenigen zu verteidigen und zu unterstützen, die vor Krieg, Verfolgung und Hunger zu uns geflohen sind.

Auch hier in Berlin gibt es einige die meinen, ihre Dummheit jede Woche der Öffentlichkeit demonstrieren zu müssen. Aber deren Demos in Marzahn, Buch und Moabit bleiben klein, die Bevölkerung nimmt sie als Spinner wahr. Dabei sind darunter manch gut organisierte Neonazis von der NPD bis zu gewalttätigen „Kameradschaften“. Aber deren Hetze verfängt nicht.

Szenenwechsel: Moabit, Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo), dort melden sich alle als erstes, die nach Berlin kommen und hier Asyl beantragen wollen. In den vergangenen Wochen hat die Zahl dieser Menschen zugenommen. Von ein-, zweihundert am Tag, zu weit mehr als tausend. Auf dem Gelände des einstigen Krankenhauses Moabit wurden große Zelte aufgestellt, Toilettencontainer. Das LaGeSo ist nicht auf eine solch große Menge hilfesuchender Menschen ausgerichtet, und so konnte vielen von ihnen in den vergangenen Tagen nicht geholfen werden. Entweder kamen sie gar nicht erst bis zur Meldestelle vor oder ihnen konnte keine Unterkunft zugewiesen werden. In der brütenden Hitze der letzten Tagen kampierten sie deshalb auf den Rasenflächen des Geländes. Ihnen stand nur ein einziger Wasserhahn zur Verfügung, Essen oder Getränke gab es kaum. Als ich Mittwoch, Donnerstag und Freitag dort war, sah ich Hunderte, die an den Hauswänden und unter Bäumen saßen und Schutz vor der heißen Sonne suchten. Überall Familien, herum rennende Kinder, schmale Menschen mit hoffnungslosem Gesichtausdruck. Auch auf den Straßen außen herum: Immer wieder Gruppen von Flüchtlingen, die kein wirkliches Ziel hatten, weil ihnen keine Hilfe angeboten wurde. Das Ganze ist auch deshalb unverständlich, weil direkt auf dem Gelände ein großes Gebäude ungenutzt herum steht, der ehemalige Küchenkomplex. Hier könnten sicher 100 oder 200 Menschen untergebracht werden.

Die Hilfe kam dann aber doch: Nachdem Medien über die menschenunwürdigen Zustände berichteten, entwickelte sich eine zivile Solidarität. Über hundert Menschen kamen und brachten Lebensmittel, Obst, Kekse, tausende Liter Wasser, eine Firma spendete Eis für die Kinder. Es kam so viel Unterstützung, dass es für alle reichte. Moabit hilft.

Dann endlich bewegte sich der Senat doch: Ein ehemaliges Gebäude der Telekom, das als Flüchtlingslager vorbereitet werden sollte, wurde nun kurzfristig geöffnet. Innerhalb weniger Stunden gelang es Angehörigen des Katastrophenschutzes sowie des Technischen Hilfswerks, die Räume zu säubern, Strom und Wasser in Betrieb zu nehmen und mehrere hundert Betten einzustellen. Das Rote Kreuz übernahm die Betreuung des Heims. Noch Freitag Abend wurden rund 150 Flüchtlinge von Moabit nach Karlshorst gebracht, die anderen konnten kurzfristig an anderen Orten untergebracht werden, viele davon in privaten Quartieren.

Und die Solidarität aus der Bevölkerung ging weiter: Den ganzen Samstag über kamen Bürger zum neuen Heim in Karlshorst, um Kleidung, Spielzeug, Einrichtungsgegenstände und Lebensmittel für die Flüchtlinge zu spenden. Denjenigen, die nach ihrer Flucht endlich angekommen sind, soll ein Gefühl von Sicherheit und Willkommen gegeben werden.
Darunter waren auch Menschen, die sich skeptisch gegenüber der deutschen Asylpolitik äußern, die aber trotzdem Flüchtlinge menschlich unterstützen.

Und wenn sie sich noch so viel Mühe geben: Die Nazis und anderen Rassisten bestimmen nicht die öffentliche Meinung! Sie scheitern erbärmlich mit ihrer unmenschlichen Propaganda.

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12 Kommentare

  1. Ist Deine Sichtweise nicht sehr einseitig? Du sprichst von Personen, die vor Krieg, Verfolgung und Hunger zu uns geflohen sind. Tatsächlich kommt die Hälfte der Asylbewerber vom Balkan, wo sie allenfalls ein armseeliges Leben führen, was aber berechtigterweiße kein Asylgrund ist. Von den anderen Flüchtlingen wiederum ist auch ein erheblicher Teil auf der Suche nach Wohlstand und eben nicht auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Verfolgung, siehe auch diesen recht aufschlussreichen Artikel http://www.welt.de/politik/ausland/article144943836/Wie-der-Europa-Traum-in-der-afrikanischen-Sackgasse-endet.html.
    Wäre es den nicht der richtigere Weg, die Asylbewerber, welche aus ökonomischen Überlegungen das heilbringende Europa ansteuern, schnellsten auszuweisen und mit einem Wiedereinreisebann in ganz Europa zu bestrafen? Die Anträge ohne Aussicht schnellsten zu bearbeiten und die Personen abzuschieben? In der Wartezeit bis zu Entscheidung diesen Personen nur Sachmittel zu verfügung zu stellen um den finanziellen Anreiz gegen 0 zu fahren? Bei Straftaten die sofortige Auweisung zu veranlassen?
    Könnte man nicht durch konsequentes Vorgehen gegen Asylbetrüger 1.Die Akzeptanz in der gesammten Bevölkerung wesentlich erhöhen 2.Den wirklich hilfsbedürftigen ausreichend Hilfe zukommen lassen? 3.Den Rechten den Wind aus den Segeln nehmen? 4.Die Anzahl dieser Personen auf ein erträgliches Maß senken? 5.Dafür sorgen, daß in den Herkunfstländern nicht die jungen und arbeitsfähigen abhauen? 6.Auch für etwas Gerechtigkeit in den Herkunfstländern sorgen, da es meißt eben nicht die armen und hilfsbedürftigen sind, die sich auf den Weg nach Europa machen?
    Ich bin der Meinung, daß so wie es jetzt läuft keinem geholfen ist, da bringt auch die ganze Solidarität nichts, den die wird über kurz oder lang auch zu ende sein. Mir scheint es sehr kurzsichtig gedacht, wie von manchen Teilen der Bevölkerung gemacht, alle Asylbewerber über einen Kamm zu scheren. Die Probleme werden ja nicht weniger, wenn man alles und jeden willkommen heißt und man bietet damit rechtem Gedankengut den idealen Nährboden, wäre es in dieem Fall nicht intelligenter sehr konservativ zu handeln um einen breiteren Rückhalt in der Bevölkerung für die wirklich bedürftigen zu bekommen?

  2. Das mit der sehr einseitigen Sicht gebe ich gerne zurück. Zu einigen Deiner Punkte antworte ich aber gerne. Grundsätzlich aber erstmal: Natürlich gibt es nicht DIE Asylbewerber. Sie sind wie alle anderen Menschen auf der Welt auch sehr unterschiedlich und haben auch verschiedene Gründe, z.B. nach Deutschland zu kommen.
    Wieso aber sollen sie nicht das Recht haben, selber zu entscheiden, wo sie leben wollen? Wir Deutsche haben auch die Möglichkeit, in nahezu jedes Land der Erde umzusiedeln und betrachten das als eine Selbstverständlichkeit. Warum sollten wir mehr Rechte haben als andere?

    Balkan-Flüchtlinge: Interessant ist, dass immer gesagt wird, dass Balkan-Flüchtlinge ja in DE sowieso nicht anerkannt werden und deshalb gar nicht erst her kommen sollten. Dabei wird unterschlagen, dass es sich dabei zum weitaus größten Teil um Sinti oder Roma handeln, die dort völlig entrechtet sind. Nicht umsonst werden die gleichen Flüchtlinge in Großbritannien zu 29 % und in Frankreich sogar zu 43 % anerkannt – und das, obwohl Sinti und Roma dort selber diskriminiert werden.

    Wirtschaftsflüchtlinge: Was macht Menschen, die ihr Land aus ökonomischen Gründen verlassen, zu schlechteren Flüchtlingen? Jeder Mensch muss die Möglichkeit haben, ohne Armut und Hunger zu leben. Gerade wir Deutschen sollten uns da mal an die eigene Nase fassen. Als Ende der 1980er Jahre Zigtausende aus der DDR in die Bundesrepublik geflohen sind, wurden sie freudig begrüßt. Und sie mussten in der DDR sicher nicht hungern und wurden zu allergrößten Teil auch nicht gefoltert. DAS waren wirklich Wirtschaftsasylanten!

    Asylbetrüger: Allein dieses Wort ist eine Diskriminierung. In Deutschland hat erstmal jeder das Recht, Asyl zu beantragen. Ob er/sie es bekommt, ist eine andere Frage. Die Behauptung, schon allein Asyl zu beantragen wäre ein Betrug, ist nichts anderes als Hetze. Asylbetrug wäre es, wenn falsche Angaben zur Anerkennung führen würden, aber das ist eine verschwindend kleine Gruppe von Leuten. Und bei denen kann der Beschluss dann auch wieder rückgängig gemacht werden. Das Problem des „Asylbetrugs“ existiert kaum, wird aber sehr gerne von vorwiegend Rechten als Argument für ihre Hetze genutzt.

    Sachmittel statt Bargeld: Wie wär es, den Menschen stattdessen eine Arbeitserlaubnis zu geben? Dann könnten sie sich selbst um ihren Lebensunterhalt kümmern.

    Straftaten: Was soll das, wieso führst Du das Argument „Straftaten“ an? Sind Ausländer krimineller als Deutsche? Die Verknüpfung Ausländer und Straftaten ist eine rassistische Sichtweise, die auch immer wieder von Hetzern bei der Einrichtung von Flüchtlingslagern anmgebracht wird. Dass die Kriminalität aber im Umkreis von Asylheimen tatsächlich nirgendwo gestiegen ist, wird dabei unterschlagen. Lediglich kriminelle Aktionen wie Volksverhetzung und Angriffe auf Asylsuchende nehmen dort teilweise zu.

    Probleme in den Herkunftsländern: Natürlich muss sich in den Herkunftsländern etwas ändern, das ist gar keine Frage. Dazu könnte gehören, Waffenlieferungen einzustellen, keine subventionierten Lebensmittel mehr in arme Länder zu schicken, durch die die dortigen Agrarwirtschaft zerstört wird, und stattdessen tatsächliche Wirtschaftshilfe zu leisten, auch in ländlichen Gebieten und auch für kleine Unternehmer. Und eine demokratische Entwicklung zu fördern.

    Natürlich haben nicht alle Menschen den gleichen Grund zu fliehen. Aber glaubst Du tatsächlich, dass es ihnen leicht fällt, die eigene Heimat zu verlassen, ihren Besitz, ihre Familien und Freunde? Und dafür in ein unbekanntes Land zu gehen, mit fremden Verhältnissen, Sprache und Schrift und keiner wirtschaftlichen Perspektive? Dass Deutschland für die meisten Flüchtlinge das Paradies ist, wie hier oft behauptet wird, ist Blödsinn. Flucht ist in den meisten Fällen eine durch die Verhältnisse erzwungene Aktion.
    Ich habe mehrere Jahre in der Flüchtlingsberatung bearbeitet und hunderte Schicksale kennengelernt. Auch heute noch bin ich eng damit verbunden. Es waren absolute Ausnahmen, wenn ich bei jemandem den Eindruck hatte, er oder sie würde den Asylgrund nur vorschieben.

    Was Du zu den Rechtsradikalen schreibst: Nicht die Flüchtlinge sind das Problem, sondern der Rassismus. Die würden noch von Überfremdung schreien, wenn nur ein einziger Flüchtling in Deutschland wäre. Viel schlimmer ist manche Berichterstattung, wenn eine Straftat als Beispiel für das Verhalten „der Asylbewerber“ hingestellt wird. Als wenn es unter den Deutschen keine Kriminelle gäbe. Deshalb sind aber noch nicht alle Deutschen kriminell, oder?

    Der Umgang mit Flüchtlingen könnte viel entspannter sein, wenn mal die ganzen Vorurteile fallen gelassen würden. Es sind nämlich genauso nur Menschen wie wir, nur dass sie aus einem anderen Land stammen und dass sie Hilfe brauchen. Sie pauschal zu verdächtigen oder gar zu beschuldigen ist nichts anderes als Rassismus.

  3. Mir scheint, Du bist etwas unterinformiert bezüglich der Möglichkeiten sich in anderen Ländern dieser Welt anzusiedeln. Innerhalb der EU grundsätzlich möglich, aber in vielen Ländern nur mit Nachweiß ausreichender Geldmittel. Ausserhalb der EU fast immer nur möglich mit einer investition, einem Arbeitsvertrag in der Tasche (Arbeitsvertrag meißt nur möglich, wenn kein Einheimischer den Job machen kann oder Mangelberuf) oder natürlich als Rentner mit entspreched guter Rente. Du liegst also völlig falsch damit, daß man den Asylbeantragenden etwas versagt, was man für sich selbst in Anspruch nimmt.

    Die Situation der Sinti und Roma am Balkan ist sicherlich nicht toll, wobei mich die Ablehnung ggü. diesen Leuten, aus eigener Erfahrung auch nicht wundert. Nur werden sind sie eben nicht in Leib und Leben bedroht. Wobei es trotz allem keinen Sinn macht, hier Leute unterzubringen, die ohnehin nicht hier bleiben dürfen und damit Kapazitäten für „echte“ Flüchtlinge gebunden werden.

    Deine Fehlannahme ist die, daß, sofern wir von Wirtschaftsflüchtlingen sprechen, eben nicht die Ärmsten nach Europa kommen sondern die Wohlhabenden aus diesen Ländern. Die wirklich armen können sich eine solch teure und lange Reise gar nicht leisten. Das wird übrigens in dem verlinken Bericht auch thematisiert. Man sieht es oft als Investition an, es wird Geld zusammengesammelt um einen nach Europa zu schicken, der hat dann aber auch die Aufgabe zukünftig alle zu versorgen. Und wenn er nach Hause reist wird er auch nicht zugeben, daß er irgendeinen Scheißjob hat, den das würde Gesichtsverlust bedeuten, die Erwartungen der Investoren wären nicht erfüllt……

    Der Vergleich mit der DDR ist reichlich geschmacklos, Deutschland war ein Land und wurde geteilt, Familien und Freundschaften auch. Abgesehen davon besteht eine gemeinsame Kultur. Abgesehen davon wären die DDR-Bürger wohl auch nach heutigen Maßstäben asylberechtigt gewesen, wie wohl auch Bürger des vergleichbaren Nordkoreas.

    Wenn Asylbetrüger eine Diskriminierung ist, dann es ist wohl Dieb auch? Beim Namen sollte man die Dinge doch schon noch dürfen und wenn Menschen beispielsweise ihre Pässe wegwerfen um eine andere Nationalität vorzutäuschen ist dieses eben Betrug. Ein nachvollziehbarer Asylantrag ist für mich kein Betrug, ein aussichtsloser schon eher.

    Eine Arbeitserlaubniss vor Anerkennung wäre insofern sinnvoll, wenn die Antragsteller damit die von ihnen verursachten Kosten damit begleichen. Ansonsten sehe ich nur ein neues Geschäftsmodell für die Asylindustrie (Gewinnausschüttung gibts dann schon ab Antragstellung). Wobei Du mit dem Arbeiten natürlich ein interessantes Thema ansprichst, wenn man so bedenkt, was der Steuerzahler für Reingung und Instandhaltung der Unterkünfte ausgibt, frage ich mich, ob es nicht möglich ist, die Bewohner zu solchen Arbeiten zu verpflichten. Ich finde, daß wäre das mindeste….

    Abgesehen davon, daß ich nicht behauptet habe, daß Ausländer (über die ich überhaupt nicht gesprochen habe) krimineller sind wie Deutsche, sondern mir es lediglich darum ging, daß eine Abschiebung auch ein Mittel sein kann um bestimmte Personen bereits frühzeitig in ihre Schranken zu weißen sprichst Du da ein interssantes Thema an. Die Statistik zeigt, daß in westeuropäischen Gefängnissen zumeist über 50% der Gefangenen nicht Einheimische sind. Herkunftsländer sind sehr häufig Osteuropa (Moldawien, Rumänien, Bulgarien) und Nordafrika. Es bleibt nun die Frage offen, warum daß so ist…….(und nein, der überwiegende Teil ist nicht im Knast, weil er etwas begangen hat, was nur ein Ausländer begehen kann….)

    Die Probleme in den Herkuntsländern anzugehen ist seit Jahren mein Reden, leider ist die Entwicklungshilfspolitik komplett verfehlt….
    Meine Kritik richtet sich sicherlich nicht gegen die tatsächlichen Kriegsflüchtlinge sondern gegen die, die eben gerne am europäischen Leben teilhaben wollen und daß aus rein ökonomischen Gründen. Ich war selbst einige Monate in Afrika unterwegs und ja, fast alle glauben in Europa fliesen Milch und Honig. Logisch, wenn ich in Addis Abbeba im Slum sitze im Fernsehen Bilder aus Europa sehe und vielleicht noch jemanden kenne, der jemanden kennt, der in Europa ganz groß rausgekommen ist (wenns wahr ist), dann kommt da schon der Wunsch auf dort hin zu gehen und der örtlichen Perspektivlosigkeit zu entfliehen. Nur wie wir wissen entspricht dieses Bild von Europa nicht der Wirklichkeit und ebensowenig ist Perspektivlosigkeit ein Auswanderungsgrund. Abgesehen davon, wenn alle die halbwegs was auf dem Kasten haben aus den Ländern abhauen, wer soll den dann noch was reißen?
    Zuviele Flüchtlinge und Straftaten geben den Rassisten recht und darin liegt das Problem. Es gibt in jedem Volk eine relativ große Masse an Personen, die ihr Fähnchen mal hier und mal da schwenken. Je mehr (vor allem unberechtigte und kriminelle) Flüchtlinge vorhanden sind um so mehr Personen werden in die Ecke PEGIDA etc. schwenken. Viele Leute, die mit Rassismus eigentlich gar nichts am Hut haben, aber eben, ich sag mal etwas einfacher gestrickt sind. Aber es sind nicht nur die Doofen, die nach rechts blicken, wenn die angestammte Parteien keine politische Heimat mehr bieten, schaut man sich eben auch nach etwas neuem um, in diesem Fall dann eher die AFD.
    Alles in Allem ein schwieriges Thema, daß mit der bisherigen Politik sicherlich nicht zufriedenstellend gelöst wurde und bei weiterem ungezügeltem Zustrom über kurz oder lang zu einem großen Knall führen wird…..

  4. Das unterinformiert sein trifft offenbar vor allem auf Dich zu. Wobei das die eigene Weltsicht vereinfacht. Auf die einzelnen Punkte gehe ich nicht mehr ein, zu denen habe ich schon im ersten Kommentar was geschrieben das ist auch weiterhin gültig.

  5. Wenn keine Diskussion gewünscht ist, macht eine Kommentarfunktion eigentlich keinen Sinn, es sei den, man mag nur das hören, was der eigenen Meinung entspricht.
    Aber die ganzen Länder, in welchen man sich als Europäer problemlos niederlassen kann, die würden mich dann doch brennend interssieren……
    Hmmm….unterinformiert? Ich fühle mich, zumindest was die afrikanische Denkweise betrifft eigentlich sehr gut informiert, ich meine, wo kann man sich den besser informieren, als vor Ort?

  6. Ich habe mehrere Jahre in verschiedenen Staaten gelebt, in und außerhalb Europas. Also tu nicht so, als wüsste ich nicht, wovon ich rede.

    Ansonsten ist eine Diskussion von mir grundsätzlich schon erwünscht, jedoch nicht mit Dir. Aber das weißt Du ja schon bereits.
    Ende.

  7. Eine nette Geschichte aus meinem Nachbarstädtchen, auch wenn der Journalist etwas viel Geschwurbel drum rum macht:
    http://www.nordbayern.de/region/erlangen/erlanger-busfahrer-heisst-auslandische-gaste-willkommen-1.4576752

    Zu den Kommentaren (und ein wenig darüber hinaus) muss ich jetzt doch noch was loswerden, bin aber kein Freund ausufernder Texte:

    Grundsätzlich hat Jeder das Recht zu versuchen, zu leben wo er will. Genauso hat jeder Staat das Recht, festzulegen wer im Land leben darf und wer nicht.
    Dass das deutsche Verfahren z.T. überbürokratisiert ist, wird auch vom BAMF kritisiert. Die beschleunigte Bearbeitung der Verfahren von Antragstellern aus dem Balkan ist m.E. nicht verkehrt.
    http://www.bamf.de/SharedDocs/Meldungen/DE/2015/20150807-albanien-entscheidungen.html
    Zusammen mit einer gezielten Entwicklungshilfe für die entsprechenden Länder wäre damit allen mehr geholfen.

    Aro, was du z.B. über Waffen- und Lebensmittelexport schreibst, ist auch meine Meinung. Aber das Thema DDR ist hier nur polemisch.

    Was mich u.a. bei dem Themenkomplex ärgert, dass die EU Italien und Griechenland als „Ersteintrittsländer“ offenbar nicht angemessen unterstützt, Italien sich seinerseits kaum um die Leute kümmert (und die dann in Rosenheim und Passau aus dem Zug geholt werden – was tun eigentlich die Österreicher?).

    Was ich nicht verstehe: Grossbritannien weigert sich einerseits Asylsuchende aufzunehmen, akzeptiert andererseits relativ grosszügig Roma und Sinti.

    In vielen Fällen ist die Sache mit dem Aufenthaltsstatus und Abschiebungen leider immer wieder auch Anlass zur Scham über deutsche Bürokraten.

    Es liegt noch manches im Argen, die meisten Verwaltungen (selbst in Berlin, wie oben zu lesen) agieren inzwischen aber deutlich flexibler. Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist vergleichsweise gross, es ist aber zu befürchten, wenn die Zuwandererzahl lange Zeit ähnlich hoch bleibt, dass die Stimmung kippen könnte. Die Nachfrage nach „minderqualifizierter“ Arbeit und preiswertem Wohnraum wird steigen, beides ist schon heute nicht im Überfluss vorhanden.
    Ein weites Feld…

  8. @ Bernd K.
    Das mit der DDR war zwar diesmal polemisch gemeint, aber es ist es eigentlich nicht. Aber das ist eine andere Baustelle.
    Mir sind ja die Probleme und Widersprüche bewusst. Und für mich sind Flüchtlinge auch keine besseren Menschen. Aber mich kotzt diese Scheinheiligkeit vieler Deutscher an. Uns geht es so gut wie kaum einem anderen Land und dann jammern sie über die vielen bösen Menschen, die ihnen hier alles wegessen wollen. Warum haben diese Leute nicht demonstriert, als zig Milliarden für die Bankenrettung ausgegeben wurden?
    Der sicher nicht reiche Libanon hat eine Million syrische Flüchtlinge aufgenommen, ebenso die Türkei, Jordanien. Aber im reichen Deutschland wird wegen ein paar zehntausend ein Drama gemacht. Wie lächerlich und egoistisch.

    Vielleicht bin ich da empfindlicher, weil ich näher dran bin. Ich habe schon vor 29 Jahren mit Flüchtlingsarbeit begonnen und habe das seitdem immer wieder gemacht. Dabei habe ich so viel Leid und Verzweiflung mitgekriegt, hier und teilweise in den Herkunftsländern, dass ich keinerlei Verständnis für diese arrogante Sichtweise habe. Damit meine ich nicht nur die Rechtsradikalen und erklärten Rassisten, sondern auch viele Bürger. Manchmal wünschte ich ihnen auch eine Katastrophe, damit sie mal merken, wie es ist auf Hilfe angewiesen zu sein. Nein, ich wünsche es natürlich nicht wirklich, aber es wäre vielleicht heilsam.
    „Die Flüchtlinge“ bestehen eben nicht hauptsächlich aus denen, die nach DE kommen, um sich hier einen Lenz zu machen. Die gibt es auch, genauso wie es auch Kriminelle unter ihnen gibt. So wie auch unter Deutschen oder Busfahrern oder Rothaarigen.

    Ich habe diesen Artikel geschrieben, weil ich mich total freue, dass es diesmal eine sehr breite Unterstützung aus der Bevölkerung gibt. Hunderte Menschen helfen seit letzter Woche, in Moabit und Karlshost, weil das Lageso nichts macht. Das gibt Hoffnung.

  9. Hallo Aro, danke für deine Berichte und die an/aufgeregte Diskussion. Nach meiner Meinung/Erfahrung macht die Politik nüscht, weil die Flüchtlinge eben NICHT willkommen sind. Die sollen ruhig sehen und weitersagen wie scheisse es hier ist.

    Unser Sozial und Gesundheitssenator Czaja sitzt nun in der Patsche und muss wegen der großen medialen Aufmerksamkeit so tun, als ob er etwas tut ohne die Situation für die Flüchtlinge wirklich zu verbessern. Denn dies ist von der CDU und von anderen Kapitalisten nicht gewünscht. Wir brauchen die Arbeitskraft dieser Menschen natürlich – aber eben nur für Sklavenarbeit. Egal ob hier oder dort. Das ist wohl das Wesen unseres Systems. Wer nicht hier geboren ist hat eben Pech gehabt.

    Die Ammis haben es da leichter. Die bauen einfach eine MAUER an der Grenze zu Mexiko – fertig. Aber damit kennen wir uns ja auch bestens aus.

  10. Hallo, ich habe mit grossem Interesse die Kommentare gelesen. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Leuten, die im eigenen Land um Leib und Leben fürchten müssen, geholfen werden muss. Aber eben nur diesen Leuten. Wenn wir jeden Flüchtling aufnehmen würden, würde mich interessieren, wie das finanziert werden soll. Es sollen Unterkünfte bereitgestellt werden, Verpflegung, Taschengeld und und und
    Es gibt nicht genügend Unterbringungsmöglichkeiten, die dem geforderten Anspruch gerecht werden. Sorry, wenn ich dies so sage, aber wenn jemand z.B. aus Syrien flieht, weil er dort alles verloren hat, dem ist es meiner Meinung nach vollkommen egal, ob die Fliesen in der bereitgestellten Unterkunft mal einen Riss aufweisen oder nicht. Den interessiert es auch nicht, ob er erst einmal im Zelt schlafen muss. Alles besser als im eigenen Land um sein Leben zu fürchten. Wenn neben den Zelten ausreichend hygienische Einrichtungen vorhanden sind, dann ist es doch in Ordnung.
    Ich bin es langsam auch leid, jedes Mal dann doch wieder zu lesen, dass wir ja auf Grund unserer Vergangenheit verdammt noch mal verpflichtet sind, mehr zu machen als andere Länder. Warum? Meine Generation und auch die meiner Eltern sind nach dem Krieg geboren. Wie lange müssen wir denn die Schuld noch tragen?
    Ich bin gern bereit, den Leuten mit Sachspenden unter die Arme zu greifen. Wie wahrscheinlich die meisten Mitbürger ebenfalls.
    Marcello bringt auf den Punkt, was viele denken. Wenn es immer diese Leute gibt, die sich mit erhobenem Zeigefinger hinstellen und die Probleme zerreden, die viele Leute bereits erkannt haben, dann kann die hilfsbereite Stimmung sehr schnell kippen.
    Ich kann nachvollziehen, dass die deutschen Bürger auch Angst haben. Die komplette Flüchtlingspolitik ist in DE ausser Kontrolle geraten. Man kann echt nur hoffen, dass schnellstens in der Politik die richtigen Entscheidungen getroffen werden.
    Ich werde auch diese Woche wieder Sachspenden abgeben und hoffen, dass es mir viele gleichtun.

  11. @ Ines
    Was ich nicht verstehe ist Dein Argument mit der Vergangenheit. Darum geht es doch gar nicht und ich habe dazu auch nichts geschrieben. Abgesehen davon, dass wir natürlich eine Verantwortung haben, was die heutigen Nazis betrifft.

    Wenn es darum gehen würde, welches Land mehr macht, dass ist Deutschland sicher nicht vorn. Von den derzeitigen Hauptfluchtländern landen ein bis zwei Prozent in DE, also nicht gerade viel. Schau mal z.B. in die Türkei oder den Libanon, die zusammen ca. 1,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen haben (die Palästinenser im Libanon noch nicht mitgerechnet). Dagegen sind die, die hier ankommen, wirklich nicht viel. Allerdings ist DE ein wesentlich reicheres Land und könnte die Menschen locker für einige Jahre unterbringen und integrieren, wenn das politisch gewollt wäre. Für die Bankenrettung waren ja auch zig Milliarden da.
    Stattdessen beklagt man die Veralterung bei uns und weist Tausende von Familien zurück. Das ist doch ein totaler Widerspruch.

    Was den Marcello betrifft, geht es ihm doch um etwas ganz anderes, deshalb führe ich auch keine Diskussion mehr mit ihm. Dass seine Meinung eine Mehrheitsmeinung ist, möchte ich doch sehr bezweifeln. Wenn man seine Informationen natürlich vom Stammtisch und die entsprechenden Zeitungen bezieht, schlägt sich das entsprechend nieder. Aber wer nicht nur Hirn, sondern auch ein Herz hat, wird in diese Hetze sicher nicht einsteigen.

  12. Die Unterbringung dieser ernormen Menge an Flüchtlingen z.B. im Libanon und der Türkei sind in der Tat bewundernswert und respektabel. Allerdings ist der Standard von Unterbringung etc. ein ganz anderer als etwa in Deutschland. Das sollte man der Ehrlichkeit halber auch bedenken.

    Gedankenexperiment: die FPÖ übernimmt die Regierung in Wien und installiert eine faschistische Herrschaft. 1 Mio. Ösis flüchten nach Bayern. Wie würden die aufgenommen, wie sähen die Lager aus?

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